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Über 100 Jahre Tradition

Die Wurzeln der Surianergemeinde reichen wohl schon weit in die Geschichte zurück. So sollen sich bereits um 1830 bis 1850 verschiedene Tiengener Herren getroffen haben, um gemeinsam der Geselligkeit zu frönen. Man könnte sie als die eigentlichen Vorfahren der Surianer bezeichnen. Das älteste schriftliche Zeugnis datiert sich jedoch auf ein Protokoll des Jahres 1897, in dem u.a. Mitgliedsbeiträge und sonstige Verfehlungen der Mitglieder aufgeführt sind. Schon zu dieser Zeit trug man mit diversen Theateraufführungen im Gasthaus Krone zum kulturellen Leben in Tiengen bei. Interessant ist, dass man sich zur damaligen Zeit noch nicht Surianergemeinde nannte, sondern „Stromerclub Mahentsia“ und jedes Mitglied einen fantasievollen „Stromernamen“ hatte.

Zur Geburt des heutigen Namens kam es erst im Sommer 1901, nachdem das Vereinsleben über anderthalb Jahre eingeschlafen war: Unter Führung des ehemaligen Oberstromers Eugen Mogg traf man sich im Gasthaus Post zur Wiederbelebung und stimmte mit großer Mehrheit für den neuen Namen „Surianergemeinde Tiengen“. Auch als Surianer wollte man der Tradition des kulturellen Beitrags in Tiengen weiter nachgehen und ausbauen. So erschien bereits im Jahre 1902 die erste Surianer Narrenzeitung und man veranstaltete im Jahr drauf den ersten närrischen Umzug an Fasnachtssonntag durch die Stadt, den es wohlgemerkt noch immer gibt! Zu dieser Zeit, genau gesagt im Jahre 1907, veranstaltete man auch den ersten Surianerball im Gasthaus Post.

Anfang der 1930er Jahre kam die Idee auf, eine weitere Tiengener Fasnachtsfigur zu etablieren: Das Plätzlehansele in Surianerfarben war geboren! Als Vorbild diente dabei eine Figur auf dem historischen Narrenbrett der Narrenzuft 1503 Tiengen. Bis heute treten wir an Fasnacht in unserem typischen Hansele aus vielen bunten Filzfetzen auf, begleitet von Saubloddere (mit Luft gefüllte Schweinsblase) und Streckschere. Inzwischen gibt es auch einige Hansele auf Stelzen, die an jedem Umzug ein absoluter Hingucker sind.

Nach den Wirren des 2. Weltkriegs kam es 1948 zur Neugründung der Surianergemeinde Tiengen im Gasthaus Ochsen. Die Traditionen und Gepflogenheiten von früher wurden natürlich beibehalten und in einer neuen Satzung festgehalten. Schon im Jahr 1949 feierte man wieder als Surianer die heimische Fasnacht und veranstaltete erstmals das Fasnachts-Auswerfen und Fasnachts-Verbrennen in Tiengen. Ebenfalls im Jahre 1949 wurde zudem wieder der erste Surianerball nach dem Krieg gefeiert, der sich in den folgenden Jahren rasch zu einer festen Größe der Fasnacht am Hochrhein festigte.

Doch wie im wahren Leben, endet einmal jede Feier. So feierte man 1992 den vorerst letzten Surianerball. Neben Auswerfen und Verbrennen, wollte man als Träger der Tiengener Fasnacht jedoch weiter aktiv bleiben und die Fasnacht allmählich wieder in die Gassen des Tiengener Städtles bringen. Bereits im Jahr darauf eröffnete man das erste Mal das Hansele-Zelt auf dem Tiengener Marktplatz. Inzwischen ein Highlight am Schmutzige Dunnschtig und an der Hoorige Mess in Tiengen! Nach der Fasnacht könnte es schwierig werden, ein Surianer-Hansele in der Stadt in voller Pracht zu sehen. Wer jedoch von der Sehnsucht gepackt wird, kann sich am Tiengener Bahnhof auch ganzjährig einen steinernen Surianer am Surianer-Brunnen ansehen. Dieser wurde im Jubiläumsjahr 1972 vom damaligen Bürgermeister Bernd Oeschger feierlich eingeweiht und der Stadt als Geschenk überreicht.

Unter dem restlichen Jahr sind die Surianer dennoch vielfältig aktiv und tragen beispielsweise mit hochkarätigen Jazzkonzerten im Tiengener Schloss und Einsätzen am Tiengener Sommer zur kulturellen Landschaft in Tiengen bei.

 

Was hat es mit dem Wort Gemeinde auf sich?

Anders als andere Vereine, organisieren wir Surianer uns seit her als Gemeinde. Und natürlich hat jede Gemeinde auch sein eigenes Oberhaupt, einen Bürgermeister. Der Surianerbürgermeister leitet die Geschicke des Vereins und vertritt diesen auch nach außen. Unterstützung erfährt er hierbei vom Gemeinderat, im engeren der Vizebürgermeister, der Gemeinderechner und der Rotschryber. Die übrigen Mitglieder werden als Bürger und Altbürger bezeichnet, wobei Altbürger nicht auf das Alter bezogen ist. Denn wenn sich ein Bürger zu gegebener Zeit und zu gegebenen Anlass aus den aktiven Reihen zurückziehen möchte, tritt er ins 2. Glied und wird zum Altbürger umgeschrieben.